08. November 2019: Workshop: Warum die einen kluge Entscheidungen treffen (und die anderen nicht)

Stehst du am Morgen vor dem Spiegel und weisst nicht was du tun musst? Nein. Denn unser Autopilot übernimmt und trifft unzählige Entscheidungen. Doch warum ist dem so? Wusstest du, dass wir zwei Systeme in unserem Hirn besitzen, die über unser Denken und Entscheiden verfügen? Pro Tag sind es mehr als 10'000 Entscheidungen, die wir fällen. Wann brauchen wir System 1 und wann Nummer 2?

20 FHS Alumni-Mitglieder haben am Freitag, 8. November zusammen mit Entscheidungs-Experte und Leiter des Instituts für Unternehmensführung, Roland Waibel, die Black Box unseres Gehirns geöffnet und sind den zentralen Entscheidungsmechanismen auf die Spur gekommen. Diverse Beispiele und Fälle wurden zusammen und in kleinen Gruppen analysiert, bearbeitet und Folgerungen daraus gezogen.

Welches war deine beste und schlechteste Entscheidung, die du bis anhin getroffen hast? Und warum? Mit diesem ersten Austausch wurde der Workshop gestartet.

In unserer heutigen Zeit haben wir grundsätzlich ein Luxusproblem: Wir leben in einer Multioptionsgesellschaft, haben viel zu viele Möglichkeiten und Alternativen und müssen uns ständig entscheiden. Was sehr attraktiv sein kann, kann genauso lähmend wirken. Nur das Beste ist gut genug? Oder: Gut genug ist das Beste?

Was eigentlich in unserem Hirn passiert:
Das System 1 ist unser Autopilot, die unbewussten Entscheidungen, das Zentrum aller Entscheide. Hier sitzt sozusagen eine fremde Person im Hirn und fällt für uns die Entscheide: energieschonend, effizient, anstrengungslos, erfahrungsbasiert, assoziativ. System 1 benutzt Emotionen als Waffe, um schneller zu entscheiden.

Über unser limbisches System, das für unsere Emotionen zuständig ist, kommen wir zum System 2. Denn sobald Emotionen bewusst wahrgenommen werden, entstehen Gefühle und diese wiederum befinden sich im System 2. Dieses wird auch als Grosshirn bezeichnet. Hier sitzen unsere zentrale Vernunft sowie der Verstand. Mit dem System 2 denken wir gezielt nach, prüfen, beurteilen, argumentieren rational, entscheiden faktenbasiert. Nur mit diesem System können wir reflektieren, zweifeln und lernen.

Wichtig: Es gibt aber keine rationalen Entscheidungen. Jeder Entscheid basiert auf einer emotionalen Basis. Keine Emotionen – kein Entscheid. Deshalb immer wichtig zu überlegen: Wie fühlt es sich an? Passt das zu mir? Bei wichtigen Entscheiden wie Partner/Haus/Familie muss der nüchterne Verstand miteingestellt werden. Das System 1 bringt das System 2 dazu, dass der Verstand mitentschieden hat, warum dieser Entschluss das richtig gewesen ist. In einer Argumentation wird «ich habe mich auf mein Bauchgefühl verlassen» nicht ernst genommen.

4 Entscheidungs-Tipps:

  • In einer bekannten Umgebung auf das Bauchgefühl hören, auf unsere Expertise vertrauen (System 1)
  • Bei neuen, fremden Umgebungen mit System 2 operieren. Analysieren, planen, handeln.
  • Bei jeder wichtigen Entscheidung eine Nacht darüber schlafen. Je wichtiger der Entscheid, mehrere Nächte.
  • Habe den Mut zu entscheiden und lerne dann aus den Fehlern. Eine Entscheidung nicht aufschieben.

Nicht zuletzt wurden auch neun zentrale Denkfehler eruiert. Die Mutter aller Denkfehler ist der Confirmation Bias, bekannt als Filterblase oder Echokammer. Die bedeutet, dass Menschen die Tendenz haben, neue Informationen so zu interpretieren, dass sie mit den bestehenden Theorien, Weltanschauungen und Überzeugungen kompatibel sind.

Und zum Schluss ein Fazit von G. Roth, Hornforscher: «System 1 übernimmt von den Ratschlägen von System 2 nur, was emotional akzeptabel ist. Wäre der Verstand der tatsächliche Meister über unser Verhalten, wer würde dann noch ungesund leben?»

 

Workshop: Warum die einen kluge Entscheidungen treffen (und die anderen nicht)