3.12.2019: Studierenden-Lunch «Lernen fürs Studium - wie gelingt's?»

«Und, wie läufts beim Lernen? Bin jetzt bei Staffel 8.» Wir alle kennen diese Situation, wissen aber genau: Lernen ist harte Arbeit und kein Zuckerschlecken! Am vergangenen Studierenden-Lunch haben 60 Studierende zusammen mit Lern-Experte, Prof. Dr. oec. Roman Capaul, das Lernverhalten genauer unter die Lupe genommen. Viele Beispiele, Anregungen und Tipps um die eigene Lerntätigkeit besser und zielgerichteter zu organisieren, bekamen die Studierenden mit auf den Weg.

In der heutigen Zeit müssen wir schnell auf neue Situationen und Anforderungen eingehen und sind einem permanenten Lernen ausgesetzt. Doch was ist eigentlich Lernen?
Lernen = aktiver, intensiver Konstruktionsprozess, jeder denkt und verknüpft anders mit dem bestehenden Vorwissen. Je vernetzter die Strukturen und je grösser das Wissen in einem Thema, desto besser kann man die Zusammenhänge verknüpfen. Wer viel weiss, lernt besser. Lernen ist ein anstrengender Prozess, bei dem auch die physische Verfassung (Ernährung und Schlaf) eine grosse Rolle spielt. Wichtig zu verstehen ist auch, dass Wissen (Theorie) nicht gleich Fertigkeit (Praxis) bedeutet. Ziel ist es, im Verlauf des Lernprozesses die Fertigkeiten in der Praxis anzuwenden.

Es gibt drei grundsätzliche Lernstrategien:

  • Primärstrategien: Haben mit der Informationsaufnahme und Verarbeitung zu tun: zuhören, selber Notizen machen, zusammenfassen.
  • Stützstrategien: Unterstützen den Informationsverarbeitungsprozess und sind für die Vorbereitung zuständig. Innere Haltung, Einstellung zum Thema oder Dozierenden, Zeit.
  • Spezielle Strategien: in Gruppen arbeiten, Beispiele sowie auch Gegenthesen suchen, Vorwissen verbinden, strukturieren.

DIE Zaubermethode gibt es nicht. Lernen ist ein individueller Prozess. Jedoch sind vor allem unsere innere Motivation und Haltung entscheidend. Auch der Faktor Konzentration ist für erfolgreiches Lernen zentral. Denn einer der grössten Gefahren heutzutage sind die unendlichen Möglichkeiten und diversen Kanäle, bei denen die Ablenkung vorprogrammiert ist. Zeit spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Niemand kann die Zeit managen - sie läuft für alle gleich. Aber man kann sich selbst managen bzw. die Situation/Umgebung in der man sich befindet; sprich die eigene Planungsfähigkeit ist gefragt: Rechtzeitig Grosses in kleinere Etappen aufteilen, priorisieren und sich selber auch belohnen.


Tipps, Tricks und Anregungen:

  • Physische Verfassung: Genügend Schlafen und eine ausgewogene Ernährung. Je erholter man ist, desto einfacher kann das Gelernte abgerufen werden. Die Leistung steigt.
  • Vorbereitung: üben, anwenden, miteinander diskutieren, es jemandem erklären, hinterfragen, Stoff rechtzeitig in kleinere Etappen aufteilen.
  • Verschiedene Aufnahmequellen: mit verschiedenen Medien Arbeiten wie Bilder, Videos, Handnotizen -> Emotionen, Erlebnisse, positive Ereignisse erleichtern das Lernen
  • Konzentration: Ablenkungsquellen wie Handy weglegen, Fokus schaffen
  • Notizen: Aktiv zuhören, selber Notizen machen (elektronisch oder physisch: spielt keine Rolle), strukturieren. Im Nachhinein Kontrollfragen zum Stoff stellen, Schlüsselwörter und nachbearbeitende Gedanken notieren, zusammenfassen
  • Lesen: mit Farben arbeiten (z.B. mit zwei: wichtig und was noch hinterfragen), aber nicht zu viel markieren. In der Metakognition (übergeordnete Vogelperspektive) Gelesenes hinterfragen, verstehend Lesen, sich selbst Rechenschaft ablegen (was habe ich überhaupt gelesen), Pausen schaffen. Bewusst im Kopf zusammenfassend in den eigenen Worten wiederholen.
  • Zusammenfassungen: laufend erledigen (nicht am Schluss), möglichst selber schreiben, da man aktiv konstruiert. Zur Not auf andere zurückgreifen, aber selber ableiten, denn Vorgedrucktes wird nicht gleich verinnerlicht.
  • Seminararbeiten: Einleitung und Management Summary muss sitzen! Zeigt auf, dass man fokussiert gearbeitet hat, konzentriert auf die Fragestellung eingegangen ist und klare Schlussfolgerung gezogen hat.
  • Probeprüfungen: unbedingt lösen, Situation wie an Prüfung simulieren, Ablenkung abstellen.
  • Prüfung: Nicht verunsichern lassen, wenn man erste Frage schon nicht versteht. Ruhig bleiben. Positive Anspannung ist gut, Panik nicht.
  • Teilzeit / limitierte Zeit: Am besten permanent verteilt lernen und dranbleiben. Kurzfristig alles reinpumpen geht nicht.
  • Mündliche Prüfungen: sich beim Vorbereiten überlegen, was würde ich für eine Frage stellen, Sprechproben im Voraus, mit Gelassenheit an die Sache rangehen, sich auch bei kniffligen Fragen nicht verunsichern lassen.

Lernen ist ein permanenter Prozess – wir lernen ein Leben lang!

 

Zur Person: Prof. Dr. oec. Roman Capaul ist Lern-Experte und Leiter Kompetenzzentrum Lehrerfortbildung und Unterrichtsentwicklung am Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität St.Gallen.

Folien «Lernen fürs Studium – wie gelingt’s?»

Buch, um den eigenen Lerntyp festzustellen: «Wie lerne ich?» von Christoph Metzger, mit einem Selbsttest.

Studierenden-Lunch: «Lernen fürs Studium - wie gelingt's?»