«Nachgefragt» bei Linda TraberAbsolventin Fachbereich Wirtschaft

  • FH-Abschluss:
    2011 Bachelor of Science FHO in Business Administration, International Management, FHS St.Gallen
    2017 CAS Digital Marketing, ZHAW Winterthur
  • Arbeitgeber:
    Finest Surprise
  • Funktion: 
    Co-Founder

Ursprünglich bin ich ein Bodenseekind und werde es im Herzen wohl immer bleiben. Aufgewachsen bin ich im schönen Frasnacht am See und verbrachte bereits als Kind viel Zeit auf dem Segelboot oder beim Schwimmen. Es kam daher nicht überraschend, dass ich meinen Lehrbetrieb, damals noch Tyco Electronics, in Steinach, in der Nähe des Hafens suchte. Rückwirkend kann ich sagen, dass dies eine meiner besten Entscheidungen war. Nicht nur weil ich die Windverhältnisse auf dem Bodensee so im Überblick hatte, sondern auch weil ich viel internationale Luft schnuppern durfte. Scherz bei Seite: damals wurde mir die Gelegenheit geboten, mich in einem internationalen Umfeld beruflich zu entwickeln und Menschen kennenzulernen, welche – unter anderem – an der FHS studiert hatten. Bald merkte ich, dass sich meine beruflichen Zukunftspläne ohne Studium kaum verwirklichen lassen und so entschied ich mich, ein Vollzeitstudium an der FHS zu absolvieren. 

Nach knapp 10 Jahren in der Stadt St. Gallen hat es mich der Liebe wegen nach Winterthur gebracht. Nach wie vor bin ich jedoch viel in der Ostschweiz – nicht zuletzt auch aufgrund meiner Familie und Freunde.

 

Letztes Jahr hast du zusammen mit FHNW-Absolventin Christina Schefer Finest Surprise gegründet. Was hat euch dazu bewegt, den Weg in die Selbständigkeit zu wagen?

Christina und ich haben uns vor vier Jahren im beruflichen Umfeld kennen gelernt. Tatsächlich sind wir beide nach wie vor bei einem internationalen Konzern in der Ostschweiz angestellt und sehen uns oft. Wir beide schätzen an uns, dass wir uns prima ergänzen. Die letzten Jahre hatten wir viele tolle Projekte zusammen: bei uns können auch mal die Fetzten fliegen, jedoch können wir uns nicht lange böse sein.

In einem Grosskonzern zu arbeiten hat viele Vorteile, die ich nicht missen möchte. Jedoch ist die kreative Selbstverwirklichung oftmals schwierig, da man an internationale Konzernvorschriften gebunden ist.  

Weder Christina noch ich leben eine «9-to-5-Einstellung». Und so kam es, dass wir an einem Abend bis spät in die Nacht hinein an einem Kreativ-Konzept für unseren Arbeitgeber arbeiteten. Es ging darum, in einer etwas konservativen Branche, mehr Lockerheit und Spass in der Kommunikation zu vermitteln. Die Begeisterung der Geschäftsleitung dafür war jedoch nicht ansatzweise mit der unseren zu vergleichen. Dies war zum einen leicht frustrierend, jedoch motivierte es uns auch, unser eigenes Ding machen!

 

Was genau steckt hinter Finest Surprise?

Wie der Name «Finest Surprise» schon sagt steht bei uns das Thema «Überraschung» im Vordergrund. Wir möchten dazu beitragen, dass Menschen mit kleinen, aber herzlichen Gesten spontan überrascht werden. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Lieblingsmenschen zu überraschen! Besondere Momente wie Geburtstage, eine Geburt, ein Jahrestag, ein Danke, ein Gute-Besserungs-Wunsch oder auch einfach ein «Ich-denk-an-dich» können Anlass sein, um eine Überraschung der persönlichen Art zu versenden. Jeder kennt ihn; den Geschmack von ofenfrischen, knusprigen Cookies. Warum nicht traditionelles Handwerk mit einer witzigen, persönlichen Grussbotschaft verbinden und diese an Lieblingsmenschen senden? Das Ganze hat zudem noch einen guten Zweck. Alle Cookies, die von Finest Surprise bestellt werden, werden in der Bäckerei der Stiftung Enzian liebevoll zubereitet.

 

Gab es Hürden und Stolpersteine während der Gründungsphase, die ihr im Nachhinein anders angehen würdet?

Das Schöne an Kreativ-Köpfen ist, dass sie – zumindest zu Beginn – nur das Kreative sehen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es tatsächlich noch einmal machen würden, wäre uns bewusst gewesen, was alles auf uns zukommt. Zum Glück wussten wir es damals nicht :-)

Hürden und Stolpersteine mussten wir in unseren High-Heels doch einige überspringen. Ein Lebensmittel online zu vertreiben heisst in der Schweiz, sich bei den Behörden registrieren zu lassen, heisst sämtliche Produktdeklarationen im Detail auszuarbeiten, heisst Nährwertanalysen pro Cookie im Labor in Auftrag zu geben – dies nur einige Beispiele aus dieser Ecke.

Auch die Verpackung ist ein riesen Thema. Ein Start-up, welches noch keine 12‘000 Kartonagen pro Einheit in Auftrag geben kann und trotzdem eine auch fürs Auge ansprechende und zugleich Food-Zertifizierte Lösung sucht, wird in der Schweiz kaum bezahlbare Lieferanten finden.

Auch die Zusammenarbeit mit einer Stiftung ist nicht immer ganz einfach. Verglichen mit einem Wirtschaftsbetrieb steht in einer Stiftung die Betreuung der Klienten im Vordergrund. Dies wiederum macht für uns, beispielsweise die Mengenplanung, nicht immer einfach.

Wir glauben jedoch an unsere Idee und das Positive überwiegt.

 

Welche Erfahrungen aus deinem FHS-Studium haben dir im Berufsalltag besonders geholfen?

Ich denke, dass primär das vernetzte Denken ein grosser Aspekt ist, der gefördert wurde und mir heute hilft, den Überblick zu bewahren. Aber auch die BWL-Vorlesungen haben Einblick in Bereiche gegeben, die wir in unserem Start-up gebrauchen können. Als wir vor einem Jahr die GmbH gründeten, waren wir mit diversen Themen in Kontakt gekommen, welche wir im Studium angeschnitten hatten. Das Schöne an einem Start-up ist, dass wir alles selber machen. Wir sind Finanzbuchhalter, Fahrer, Rezept-Ideen-Geber & natürlich Tester, wir sind Texter, Fotografen und vor allem sind wir zwei junge Frauen, die Menschen mit einer herzlichen und feinen Geste überraschen möchten. 

 

Wie wichtig ist das Netzwerk für dich und deine berufliche Tätigkeit?

Das A & O. Viele unserer Freunde und Bekannten unterstützen uns wo sie nur können. Die einen stehen Modell, die anderen helfen uns, über ihr Netzwerk Firmenkunden an Land zu ziehen. Für ein Start-up wie dem unseren, welches von B2B und B2C lebt, ist Mundpropaganda wie aber auch der persönliche Kontakt, den wir pflegen von grosser Wichtigkeit.  

 

FHS Alumni-News vom 11. März 2020